»Iglhaut« steht im Zentrum des gleichnamigen Romans von Katharina Adler. Sie ist Schreinerin mit einer kleinen Werkstatt in
einer Hinterhofgarage. In Gesellschaft ihres Hundes »Kanzlerin« möchte sie in Ruhe ihren täglichen Verrichtungen nachgehen.
Doch ist sie mit ihrer Werkstatt der Mittelpunkt der Hausgemeinschaft. Diese nach außen schroffe, aber im Kern warmherzige
Einzelgängerin, hat für all ihre kauzigen, skurrilen Nachbarn ein offenes Ohr: Uli, der eine Reise nach Ägypten gewinnt, diese
aber nicht antritt, weil er lieber zu Hause ist. Valeria, die Kassiererin im Supermarkt, die mit ihrer Tochter gern eine größere
Wohnung hätte. Außerdem der Zenker und die Zenkerin, die jeden Tag laut streiten und die unbeliebte Autorin, die mangels einer
besseren Idee beschließt, über die Hausbewohner zu schreiben, mit denen sie eigentlich nichts zu tun haben will.
Ein Roman voll mit Typen, die nicht dem »Idealbild des ökonomischen und familiären Erfolges entsprechen«, betont die Autorin.
»Sie entsprechen dem nicht und trotzdem kommen sie über die Runden, indem sie andere Netzwerke bilden, aber auch schauen,
wie sie da zu ihrem Vorteil kommen.« Ein wunderbar turbulenter Roman mit Situationskomik, viel Witz und Ironie, wobei
auch das Tragische und die Liebe nicht zu kurz kommen. Laut Klappentext ist Iglhaut eine Heldin nach Art der alten Götter. Aus
dem Holz für verlässliche Beziehungen ist sie nicht gemacht, weder in der Liebe noch im Geschäft. Ihre Laune: so wandelbar wie
das Wetter.
Ein Stück Wohlfühlliteratur, das in dieser Zeit der Zerissenheit vom Zusammenhalt erzählt und davon, in den kleinen
Dingen das Große zu erkennen.
Katharina Adler »Iglhaut«
Rowohlt Verlag, € 23,-.
Claudia Habermann