Mein Buch des Herbstes ist »Marschlande« von Jarka Kubsova. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, so spannend fand ich es, aber auch so interessant und lehrreich. Hätten Sie gewusst, dass Ende des 16. Jahrhunderts in Ochsenwerder eine alleinstehende Frau als Hexe verbrannt worden ist, ohne hinlängliche Beweise und vermutlich nur, weil sie um ihren einträglichen Hof gebracht werden sollte? Abelke Bleken, eine der beiden Hauptpersonen im Roman, ist eine historisch nachgewiesene Person. Heute ist eine Straße nach ihr benannt. Ihr Leben wird in Kontrast gesetzt zu einer jungen Familie, die in unserer Zeit aus der Hamburger Innenstadt in die Vierlande zieht um sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen. Die beiden  Kinder und Britta, die Mutter, haben es schwer sich einzuleben, sie wünschen sich in die Großstadt zurück. Der Vater genießt sein neues Zuhause, hat aber kaum Gelegenheit dazu, da sein Beruf ihn häufig auswärts festhält. Britta entdeckt Abelkes Namen auf dem Straßenschild und beginnt sich für sie zu interessieren. Sie rekonstruiert welcher Hof Abelkes war und was womöglich passiert sein könnte, dass sie ihn verlor und sie sich am Ende ihres Lebens als Tagelöhnerin
verdingen musste.
Obwohl zwischen den Leben der beiden Frauen mehrere Jahrhunderte liegen, gibt es deutlich sichtbare Parallelen, welche Erwartungen an Frauen damals wie heute gerichtet werden und wie schwierig es ist ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein tolles Buch zum Schmökern, spannende Hamburger Stadtgeschichte und nicht ganz nebenbei auch noch ein tiefer Einblick in die Lebenswelt der Frauen.

Ina Skorka-Müller

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Adventsamstage: 9.00 – 16.00 Uhr

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