Dürfte ich auf eine einsame Insel nur ein paar Bücher mitnehmen, „Das Herzenhören" von Jan-Philipp Sendker gehörte auf jeden Fall dazu. Ergänzt um Band „Herzenstimmen“ findet die Trilogie nun ihren Abschluss. Im Mittelpunkt steht die New Yorkerin Julia, die sich 2002 auf eine Reise nach Burma macht, um dort nach ihrem verschollenen Vater zu suchen, der als junger Mann von dort nach Amerika gekommen war. Julia ist. in der westlichen Lebensweise zu Hause, spürt aber eine innere Sehnsucht, die sie nicht recht benennen kann. In Burma trifft sie auf ihren älteren Halbbruder U Ba, der ihr das Geheimnis um ihren Vater verrät. Im zweiten Buch ist Julia zehn Jahre älter geworden und hadert vermehrt mit ihrem materiell erfolgreichen, aber innerlich verarmten Leben in New York. Sie bricht zu einer neuen Reise nach Burma auf und verliebt sich in einen jungen buddhistischen Mönch. Sie entscheidet sich für ein gemeinsames Leben mit ihm in Burma. Hier setzt nun die Handlung des dritten Buches an. Wieder sind Jahre vergangen und dieses Mal ist der Erzähler Ko Bo Bo, der zwölfjährige Sohn von Julia und Tar Tar. Er lebt bei seinem Onkel U Ba in Kalaw, sein Vater kommt ihn einmal im Jahr besuchen,
an seine Mutter hat er kaum Erinnerungen. Ihr kluger Sohn, der so gerne Ameisen beobachtet, hat schon gelernt, dass Stärke nichts mit Größe zu tun hat und wird zur rechten Zeit das Richtige tun. Auch diese Geschichte erzählt Jan-Philipp Sendker mit der ihm innewohnenden Warmherzigkeit, mit großer Liebe für seine Protagonisten und vor allem auch mit tiefer Hinwendung zu Burma, von dem er sagt, dass er mindestens sechs Wochen pro Jahr hinfahren muss, weil er sonst unruhig wird und seine Sehnsucht ihn allzu sehr plagt.
Das Gedächtnis des Herzens
Jan-Philipp Sendker
Blessing 22,- €
Ina Skorka