Wie verändert sich alles, wenn man schon ein Leben gehabt hat und sich dann noch einmal neu verliebt.
Dieser Frage spürt Ewald Arenz in seinem neuen Buch nach und beschert uns mit seinem Roman gleich das
erste Lesevergnügen des Jahres. In einem Gespräch mit seiner Lektorin ist die Idee entstanden, eine Liebesgeschichte zu
schreiben, die nicht zwei junge Menschen in den Mittelpunkt stellt, die ihre erste Liebe erleben, sondern zwei reifere, die
der Liebe nicht mehr ganz unvoreingenommen gegenüber stehen. Entstanden ist eine feinfühlige und warmherzige
Betrachtung, die zu Herzen geht ohne je in Gefahr zu geraten übertrieben romantisch zu sein.
Clara ist vor einigen Jahren verwitwet und hat sich gerade entschieden, das gemeinsam renovierte Wochenendhäuschenzu verkaufen. Als ein junges Paar für eine Besichtigung vorbeikommt, lernt sie Elias kennen. Seine Freudin Vera interessiert sich für das Haus
ohne es sich ernsthaft leisten zu können. Zwischen Clara und Elias besteht von der ersten Minute eine spürbare Anziehungskraft, der
beide jedoch zunächst keinen Raum geben. Bei einem Theaterbesuch erkennt Clara in einem der Schaupsieler den jungen Mann wieder und bei der Premierenparty kommen sie sich näher. Clara und Elias verbringen eine verwunschene Nacht in der Stadt, an deren Ende beiden klar wird, dass sie sich verliebt haben. Danach folgt nichts weniger als das echte Leben. Die eher handfeste Clara in mittlerem
Alter und der unstete deutlich jüngere Schauspieler, sie lieben und genießen ihr Glück, aber sie zweifeln und verzweifeln auch.
Clara ist in die Versorgung ihrer demenzkranken Mutter eingebunden, Elias hat eine fast erwachsene Tochter. Wie kann ein
gemeinsames Leben gelingen? Die Frage wird auf eine harte Probe gestellt als Clara ein Jobangebot in Hamburg erhält, mehr
als 600 km entfernt und zugleich Elias durch eine schwere Krankheit sein Leben auch noch mal auf null setzen muss.
Wer Ewald Arenz kennt, der schätzt seine klaren Fomulierungen. Sowohl Clara als auch Elias wagen es, ihre Gefühle zu
benennen und als Leser bewndert man ihren Mut dazu. Dennoch sind sie nicht davor gefeit falsche Schlüsse zu ziehen und sich zu verlieren, weil die Angst größer zu werden droht als das Vertrauen. Wie diese Geschichte ausgeht, das sollten Sie unbedingt
selbst lesen. Es lohnt sich.
P.S. Wir versuchen eine Lesung mit Ewald Arenz für den Herbst einzufädeln, drücken Sie uns die Daumen dass es klappt.
Ewald Arenz »Die Liebe an miesen Tagen«,
erschienen im Dumont Buchverlag, € 24,-.
Ina Vanessa Skorka-Müller